Mittwoch, 17. Februar 2010

Der Vater des Mannes

Hochwürdiger Hochgelehrter Herr! Hochzuverehrender Herr Pastor.

Haben Sie vielleicht auch, durch dieses für mich traurige Verhältniß in Betreffs meines Sohnes von mir ein finstere Ansicht erhalten, so hoffe ich zu Gott und Ihren menschenfreundlichen und christlichen Herzen, daß Sie sich ändern wird wenn ich Ihnen folgende Gründe kurz darlege, aus welchen ich meine Antwort an Sie verzögerte.

1.Ich wollte es gar nicht zugeben, weil beide noch viel zu jung sind, und glaubte durch Verzögerung der Vorsehung das Hindern der Verbindung anheim zu stellen.

2.Ich fühle mich schwer beleidigt daß mein Sohn vorigen Juni schrieb er wollte fort vom dort und statt dessen ist das Liebesbündnis schon vielleicht auf eine sündliche Weise geschlossen gewesen, ich bin also gleichsam, statt als Vater mit kindlicher Offenherzigkeit und Treue, - nur mit täuschenden Vorspiegelungen hintergangen Worden. -
3. Hatte ich und machte mir, die väterliche Hoffnung, einstmals,-
wenn sich mein von mir damals x herzlich geliebten, mit tausend facher Sorge und Mühe erzogener Sohn,Erfahrung und Kenntnisse erworben hätte, und zurückkehrte, ihn hier unter Mittheilung so mancher schweren Erfahrung mit väterlichem Rath ja auch mit der That zu unterstützen, weil man das am Orte wenn auch nicht mit Gelde doch auch auf verschiedene Weise thun kann ohne sich zu schaden; und so mir noch das Glück im Alter zu verschaffen, an der Wohlfahrt meiner Kinder noch mit arbeiten zu können.
Verzeihen Sie daher,wenn ich Ihre erste freundliche gütige Zuschrift, nicht mit einer Antwort richtig würdigte. - Ich hätte wie ich damals fest entschlossen war meine Einwilligung nicht zu geben, als Hauptgründe alte Familienverhältniese mit erwähnen müssen, was mir auf der anderen Seite auch wieder als Bruder schwer fiel. - Jetzt aber da ich gleichsam muß wenn ich nicht Schmach und Schande auf Beide bringen will, - bitte ich Sie meinen beiden Kindern dort auch in meinem und meiner Gattin Namen unsern Segen zu er theilen, doch nur unter der Voraussetzung wie Sie in beigeschlossenen offenen Briefe an meinen Sohn sehen. - Ich als Vater
bitte aber für mich, Sie von ganzem Herzen, da ich Sie laut Ihren lieben Briefen für einen wahren Hirten Ihrer Gemeine halte, daß Sie beide Seelen mit Ihrem christlichen Rath und Ermahnung in späterer Zeit so wie jetzt stärken und wenn es Noth erfordert ~ trösten wollen, wofür Gott der Allliebende und Gerechte Ihnen den Lohn geben wolle, der treuen Lehrern (Daniel 12 V 3) verheißen ist. - Ein treuer und bekümmerter Vater bittet Sie darum.
Der Herr sei auch mit Ihnen und den theuren Ihrigen. Er segne Sie! - Dieß wünscht mit hochachtungsvollem und dankbaren Herzen
Ew.Hochehrwürden
ganz ergebenster Diener
Wilhelm K a t z
Goldberg d.20ten Februar 1838.

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